Freitag, 30. April 2010

Eingelaufen

Griechenland Pleite, Ölkatastrophe in den USA – dazu viele gesellschaftliche Unbill wie der Missbrauchsskandal der katholischen Kirche. Insgesamt bietet der April 2010 so einiges – das Normale. Immer schon hört man nur Schlimmes und Katastrophen. Das Gute will man gar nicht hören. Sondern sich nur am Übel ergötzen.

Jedenfalls fühlt sich das so an. Es gibt Katastrophentourismus. Und das ist ein Phänomen, über das sich jeder aufregt – und natürlich keiner mitmacht. Klar, dass ist dass Pornosyndrom. Niemand macht es, die Zahlen sprechen eine andere Sprache.

Und man selbst? Kann sich kaum vom Bildschirm losreißen von den schlimmen Bildern. Wird man schön süchtig nach diesen Bildern? Bestätigung des negativen Weltbildes?

Irgendwie eingelaufen ist man da. Stumpft ab und nimmt die Tragödien als normal. Und ist froh, dass es einen selber nicht getroffen hat. Hurra, wir leben noch.

Mittwoch, 7. April 2010

Der Kirche den Rücken kehren

Das viele Gläubige nun ihrer Kirchen den Rücken kehren ist nicht verwunderlich – aber die Missbrauchsfälle, die ja zum Teil Jahrzehnte zurück liegen, sind m.E. nur der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt.

Über das Sexualverhalten katholischer Priester und Ordensleute hat man sich seit Alters her keine Illusionen gemacht. Der sarkastische Spott ist Legion. Von wegen Haushälterin *augenzwinker*. Gleichwohl sind die Missbrauchsfälle der I-Punkt. Eine Steigerung der Abartigkeit der Sexualmoral der katholischen Kirche. Denn nur diese Fördert direkt und indirekt dieses Fehlverhalten im Verborgenen.

Schlimmer jedoch ist das Verhalten und der Umgang der Kirche mit dem Missbrauch. Die fast schon hektische Betriebsamkeit in der Aufarbeitung heute täuscht nicht darüber hinweg dass es kein Vertrauen mehr in die Kirchenpolitik gibt.

Dazu kommt die Rückständigkeit in moralischen und ethischen Dingen. Sicher muss man nicht auf jeden fahrenden Zug aufspringen und jede Mode mitmachen. Eine feste moralische, ethische Instanz ist in dem hektischen Wandel, in dem sich die Welt befindet, für viele Menschen ein notwendiger Halt. Aber die Antworten, die die katholische Kirche auf Fragen zur Sexualhygiene (AIDS und Co), Empfängnisverhütung oder auch Ehe usw. bietet, sind nicht für die moderne Gesellschaft geeignet. Und das schwingt sicher bei der Entscheidung, aus der Kirche auszutreten, unterschwellig mit.

Die katholische Kirche hat ihre Kompetenz als moralische Instanz weitgehend verspielt. Und der Gläubige merkt das.

Missbrauch: Deutsche kehren der Kirche den Rücken - Politik - DerWesten

Samstag, 3. April 2010

Der Machtmenschler wird 80

Junge, wie die Zeit vergeht. Helmut Kohl feiert seinen 80sten Geburtstag – nach den Meldungen über seinen Gesundheitszustand fast schon ein Wunder.

Der Aufstieg von Helmut Kohl ist auch die gemeinsame Geschichte meines Aufstiegs. 1983 habe ich meine heutige Frau kennen gelernt. Und damit begann für mich ein Lebensabschnitt, der mich aus dem Sumpf, in dem ich steckte, in eine komfortable Lebenssituation führte.

Insofern gibt es eine innere Verbindung zu diesem Machtmenschen Kohl, von der dieser natürlich keine Ahnung hat. Und meine innere Verbindung zu ihm ist eher ambivalent.

Ja, ich bekenne: ich habe ihn und die CDU gewählt. Obwohl ich ursprünglich aus einem ganz anderen politischen Bereich komme. Bin inzwischen ja selbst in der CDU; nach seinem Abgang 1998; und zwischenzeitlich auch stellv. Vorsitzender des OV Moers gewesen.

Und da ich ihn gewählt habe durfte ich auch über ihn schimpfen über Dinge, die ich nicht so toll fand. Wobei, gleichsam mit seiner Regierungszeit bis 1989 stotterte auch mein Aufstieg. Es lief nicht alles rund und Kohl schien schon am Ende – da wähnte ich mich auch schon.

Dann aber ist dem Pfälzer Saumagen das Glück in den Schoß gesprungen. Die Ostdeutschen erzwangen die Auflösung der DDR und Kohl machte dies zu seiner eigenen “Gechichte”. Die Ausdauer und das Glück halfen dem Dicken – und auch mir.

Die Wiedervereinigung ist Kohls Meisterstück. Auch wenn es viel Kritik an Details gab und vieles eher zusammen gewuchert denn gewachsen ist: Kohls Geschick und Gespür für das Mögliche sowie sein internationales Netzwerk sorgten für die Zusammenführung der beiden deutschen Staaten.

Ab da kam auch das zum Tragen, was Kohl immer schon umtrieb: den Bau des gemeinsamen europäischen Hauses. Dass es den Euro gibt ist nicht zu Letzt das Verdienst von Helmut Kohls Bemühungen. Trotzdem:

Vieles saß Kohl aus – grade innenpolitische Probleme wie Rente, innere Sicherheit, Sozialhilfe sind keine Wahlkampfknüller. Das führte trotz der, zu spät, in Angriff genommenen Reformen zur Ablösung nach über 16 Jahren Kanzlerschaft 1998 durch Gerhard Schröder. Der im übrigen vieles von Kohl Reformen (800 Mark Jobs bis zur Rentenreform), die er kassierte, wieder in leicht anderer Form einführte.

1998, spätestens, trennten sich auch die Gemeinsamkeiten der “Gechichte” Kohls und mir. Kohl demontierte sein Verdienst durch die Spendenaffäre und seine Ansicht, ein gegebenes Wort zählt mehr als das Recht.

Nichts desto trotz: Im Ausland zumindest weiß man Helmut Kohl zu schätzen, was zu unzähligen Auszeichnungen u.a. geführt hat. Und, nicht zu unterschätzen, zu diesem Blogeintrag. ;)

Also: Alles Gute zum 80. Und bitte nicht zu einem Selbstdarsteller wie dein Vorgänger werden….

Helmut Kohl wird 80: Der Machtmenschler - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik