Sonntag, 26. Februar 2012

Meine Top-Platten #1: TOTO - Toto 1978

RSCN1055

Es war Ende 1978 als ich in der "Schlagerrally" auf WDR 2 ein hammermäßiges Piano - Intro hörte, gefolgt von einem Wahnsinns - Gitarrenriff. Ein treibender Rhythmus haute mich fast vom Hocker und was dann folgte war für einen Gitarrensololiebhaber wie mich die Offenbarung: Eines der genialsten Solos der Rockgeschichte.

Ja, es geht um den Song "Hold the line" der amerikanischen Truppe "TOTO". Er traf mein Ohr zu einer Zeit, als ich mich in einer musikalischen Orientierungsphase befand.

"Queen" fingen grade an schlecht zu werden, "Alan Parsons Projekt" wollten langweilen, Pink Floyd hatten "The Wall" noch nicht veröffentlicht, Punk zwar interessant, aber zu schlicht. Sicher, es gab "The Police" und auch "The Stranglers", während sich in diesem Metier aus deutschen Landen nicht allzuviel tat. Und die aufgedrückten Heroen der Vergangenheit, Doors, Deep Purple, Led Zeppelin etc. ödeten mich zu dem Zeitpunkt ungemein an.

Dabei stand, und stehe, ich auf Gitarrenriffs, Orgelsound, Saxophon, knallhartes Schlagzeug und irre Bassläufe. Ich liebte die Shadows. Aber nicht unbedingt dass, was sie Ende der 70er veröffentlichten. Und so war es mit vielen. Gleichzeitig lief mein Leben aus dem Ruder. Frust über die Lebensumstände brachen durch. Von der ganzen Haltung her wäre ich wohl eher "Punk" denn irgendwas anderes gewesen  wenn mich so eine Kategorisierung überhaupt interessiert hätte.

Musik war etwas, was mir Trost brachte. Unter anderem. Und so seltsam es anmuten mag: Dieser Song von "Toto" sprach mich derartig an dass ich mir umgehend das Album besorgte.

Dieses Album ist eines der perfektesten Rock-Alben aller Zeiten. Klar, "Toto" hatten ein erfolgreicheres mit "Toto IV" und dem Hit "Africa". Aber für mich stimmte alles. Die Lieder waren richtig gut. Klare Instrumentierung und ansprechende Singstimmen. Wunderbare Solis. Ich war begeistert.

"Toto" sind dabei eigentlich "nur" eine Ansammlung von Studiomusikern. Die mit den Alben irgendwie auch so eine Art Katalog ihres Könnens präsentierten. Immerhin: "Toto" waren u.A. an der Entstehung von Michael Jacksons "Thriller" maßgeblich beteiligt. Aber um das "nur" aufzulösen: Die Musiker lieben das, was sie tun  und das merkt man diesem Album ganz besonders an. Und mir fast 17 Jährigen brachte es einen neuen Zugang zu Musik. Obwohl die Musik von "Toto" letztendlich als Adult Oriented Rock, und damit war ich ja gar nicht die Zielgruppe, eingestuft wurde.

Was diese Musik zu wertvoll macht: Sie ist zeitlos. Weil so hochqualitativ. Und ich höre sie bis heute.

TOTO (1978)

CHILD'S ANTHEM
(Instrumental)
Writer: David Paich

I'LL SUPPLY THE LOVE
Lead Vocals: Bobby Kimball
Writer: David Paich

GEORGY PORGY
Lead Vocals: Steve Lukather
Writer: David Paich

MANUELA RUN
Lead Vocals: David Paich
Writer: David Paich

YOU ARE THE FLOWER
Lead Vocals: Bobby Kimball
Writer: Bobby Kimball

GIRL GOODBYE
Lead Vocals: Bobby Kimball
Writer: David Paich

TAKIN' IT BACK
Lead Vocals: Steve Porcaro
Writer: Steve Porcaro

ROCKMAKER
Lead Vocals: David Paich
Writer: David Paich

HOLD THE LINE
Lead Vocals: Bobby Kimball
Writer: David Paich

ANGELA
Lead Vocals: Steve Lukather
Writer: David Paich

Homepage Toto

Mittwoch, 22. Februar 2012

Am Aschermittwoch ist alles vorbei – doch die Karawane zieht weiter


Traditionell ist am Aschermittwch die Karnevalszeit zu Ende und die Fastenzeit beginnt – die Narren kommen zur Ruhe. Alle Narren? Nein, ein unbeugsames Narrenvolk aus Berlin widersetzt sich dem und macht einfach weiter.

Sicher, die wirklich närrischen Höhepunkte wie die Suche nach dem neuen Bundespräsidenten fanden in der Hochzeit des Karnevals statt. Aber alles spricht dafür dass man wieder mal kein Ende finden wird.

So ein Ströbele zum Beispiel. Der sehr-sehr-Alt-68er und ehemalige RAF-Anwalt sieht Gauck schon beschädigt weil er die Occupy – Bewegung lächerlich fand. Oder der Linken- Kleindarsteller Gregor Gysi, der Gauck vorhält, dass der sich für Hartz IV ausgesprochen hat.  Oder der Lamentator der Grünen, Cem Özdemir. Obwohl Kandidat (auch) der Grünen fällt jetzt erst auf dass Gauck den unsäglichen Sarrazin in gewisser Weise gelobt hat.

Na, dass passt ja wieder einmal. Dass da jemand selbstständig denkt, aber nicht wie vorgeschrieben links, der ist ohnehin suspekt.

Wobei ja die SPD Gauck ins Rennen gebracht hat um Merkel zu ärgern. Schon damals, als der Nachfolger für die beleidigte Leberwurst Horst Köhler gesucht wurde. Der hatte einen Anflug von Wahrheitswahn. Wie kann man auch ehrlich sagen, dass wir Krieg aus wirtschaftlichen Interessen führen? Also wirklich. Der Kandidat Wulff erschien dagegen so farblos dass sich Angela angesprochen fühlen musste. Zumal der Wulff ja auch als innerparteilicher Konkurrent gehandelt wurde. Und damit kaltgestellt werden musste. Das stille Wasser tief sind konnte man ja nicht ahnen.

Das schöne bei Joachim Gauck ist, dass der Mann weitgehend geradeaus ist aber keineswegs einen gradlinigen Lebenslauf hat. Brüche hier und da. Und als (evangelischer) Pfarrer in Trennung mit seiner Gattin lebend – und damit kirchlich gesehen ehebrechend mit seiner jetzigen Partnerin. Das ist der eher katholisch geprägten CDU mehr ein Dorn im Auge als so manches andere was so gegauckt wird.

Die Umstände seiner Inthronisierung sind so wirr, dass man fast schon von einem Karnevalspräsidenten sprechen kann. Wobei Gaucks auftreten direkt nach der Bekanntgabe ja auch nicht eines gewissen Witzes entbehrt.

Schade, dass der Bundespräsident nicht vom Volk gewählt wird. Das er immerhin präsentiert. Oder besser: präsentieren soll. Das würde vielleicht auch die Bedenkenträger der Politik schweigen lassen. Denn wie oben schon angemerkt: Man schießt sich langsam auf Gauck ein. Ja, das Narrenschiff fährt weiter. Von wegen, am Aschermittwoch ist alles vorbei.

Sonntag, 12. Februar 2012

Das Aus für Sauerland

Fast 130.000 Stimmen gegen Adolf Sauerland ist ein Wort. Das zeigt schon sehr deutlich, dass die Stimmung gegen den eigentlich sehr erfolgreichen Oberbürgermeister von Duisburg groß war. Oder sagen wir: Ex-Oberbürgermeister.

Und damit ist das erste Mal überhaupt ein Oberbürgermeister abgewählt worden. Durch die sogenannte "Lex Sauerland". Die durch die rot-grüne Koalition beschlossene Ergänzung des Kommunalwahlgesetzes - die allerdings schon im Koalitionsvertrag vorgesehen war. Dennoch sehr passend.

Sauerland kann man eigentlich keine Schuld allein an dem Loveparade-Desaster geben. Das ist ein Konglomerat an Verantwortlichen, die unbedingt nach der Absage von Bochum die Loveparade im Kulturjahr in Duisburg stattfinden lassen wollten. Verantwortlich ist hier sicherlich wohl der Veranstalter und die Genehmigungsbehörde. Und deren Chef war nominell Sauerland. Der wohl besser für die Fehler seiner Leute hätte einstehen sollen. Und sein Verhalten nach der Loveparade war sicher auch nicht astrein; eher peinlich.

Doch im Prinzip wäre sicherlich eine "Schwamm drüber" - Stimmung in Duisburg eingetreten wenn nicht eine Melange an eher linken Personen diese Wunde frisch gehalten hätte. Egal, ob Ketchup-Attacke oder Stören von Veranstaltungen oder Presseberichte: Immer kam der Eindruck auf, als würde die SPD und ihr Umfeld mit aller Gewalt den CDU-Oberbürgermeister endlich von dem SPD-Stammplatz vertreiben wollen.

Dazu muss man wissen, dass in Duisburg, scheinbar gottgewollt, die SPD seit gefühlten Jahrhunderten regiert. Und eigentlich die von ihr geschaffene Verwaltung autark ohne Rat macht was die eigentlichen (SPD)-Könige wollen. Das hatte Sauerland durchbrochen und die Könige kaltgestellt - sowas vergisst man nicht. Und so nahm man anscheinend die Chance war die sich bot.

Die Kampagne gegen Sauerland war genau so peinlich wie Sauerland selbst. Und ich möchte gar nicht erst wissen wie die Melange reagiert hätte wenn die Abwahl nicht geklappt hätte.

Nun ja. Im Prinzip hätte Sauerland von selbst zurücktreten sollen. Auch wenn es schwer fällt. Er hätte sich in der Sonne eines gelungenen Festes gesonnt - und hätte also auch im Regen der Katastrophe die Konsequenzen tragen müssen. Aber da wirkten wohl viele Überlegungen mit, das nicht zu tun. Eben sicher auch dass man die Erfolge, die Sauerland zu verzeichnen hatte, auch nicht aufgeben wollte.

Es bleibt ein fahler Geschmack. Sowohl was die Personalie Sauerland angeht als auch das Drumherum der Abwahlkampagne.

Dienstag, 7. Februar 2012

Musik - was fürs Herz

Musik kann die Seele reinigen, trösten, wütend machen, Liebe machen. Ja, vielleicht kann Musik sogar Gesellschaften umwälzen. Musik kann ein Lebensbegleiter sein. Kinderlieder, Tanzschulenmusik, Abnabelung vom Elternhaus, Erste - Liebe - Lieder, Trostlieder in schweren Momenten. Hochzeitsmarsch und Trauermarsch. Ab in die Kiste und alle singen Ave Maria - obwohl man gar nicht so heißt.

Musik also ist für mich eine rein emotionale Angelegenheit, die mein Herz, oder wenn man so will:meine Seele, erreichen muss um als gut empfunden zu werden. Den ganzen Hype um revolutionäre Musik, einzigartige Umwälzungen der Musikgeschichte und Supergroups und was weiß ich noch habe ich nie gemocht. Musik habe ich immer nur mit dem Herzen gehört. Und nicht mit dem Verstand. Auch wenn Texte nicht unwichtig sind - aber viele Lieder bzw. Musikstücke erreichen mich als Gesamtkunstwerk. Egal, worüber gesungen wird. Daher eine Affinität zum sogenannten ProgRock, dessen Textinhalte ja doch meist vertonte "Herr der Ringe" Ableger sind. Am meisten jedoch nervt  mich, wenn Musikkritiker oder - Journalisten immer wieder einen vermeintlichen Hype erkennen. Die neuen Beatles, die Erfindung eines "neuen" Musikstils, blablabla. Diese gescheiterten Musiker, die es meist nicht besser können als die von ihnen kritisierten Künstler, schreiben sich zudem den Groll von der Backe, wenn ihre Helden mal nicht so funktionieren wie sie es sich wünschten - ohne in der Lage zu sein das zu ändern in dem sie selbst zum Instrument greifen.

Nun gut, als Jahrgang 1962 habe ich die angeblich so wichtigen Revolutionen in der Musik und in der Gesellschaft bewusst nicht mitbekommen. Buddy Holly war bei meiner Geburt schon drei Jahre tot, Elvis Presley im Prinzip schon zum Schlagersänger mutiert und die Beatles grade im kommen. Aufgewachsen bin ich ohnehin mit den in den 60ern üblichen Schlagerkram. Erst so ab 1972 entwickelte sich so etwas wie ein eigener Musikgeschmack. Es war die Zeit von Sweet, Slade und Suzi Quatro. Und das hatte man gefälligst gut zu finden wenn man dazu gehören wollte. Persönlich fand ich dann erst die Musik von Showaddywaddy gut und hielt sie für begnadete Songschreiber - bis ich erfuhr, dass sie den Musikkatalog von Buddy Holly verwursteten. Den fand ich dann besser (und wartete vergeblich auf was neues von ihm - irgendwann erfuhr ich dann doch, dass er schon lange tot ist...) und grub mich tief in die Oldiekiste ein (1974 waren dass ja noch Sachen aus Ende der 50er bis Mitte der 70er). Die Bedeutung, die so mancher Künstler damals hatte, konnte ich nicht nachvollziehen. Logischer Weise. Es war mehr die Musik an sich, die mir gefiel. Und dann hörte ich Steve Miller mit "The Joker". Und von ihm kam auch mein erstes selbstgekauftes Album, "Fly like an Eagle". Da schöne Lied "The Joker" war nicht drauf, aber viele andere schönes Songs. Verstanden habe ich die Zitate dort nicht - auch nicht, worüber es beim Joker geht. Obwohl Zeilen wie "I want to shake your trees" hellhörig werden lassen musste- aber diese Musik nahm mich gefangen. Bis zu Queens "Killer Queen". Und damit habe ich meine Allzeitmusikliebe gefunden. Recht früh. Aber mit diesem Musikgeschmack, der dann ja auch Fleetwood Mac und andere mit einbezog, stand ich recht einsam da in einem Umfeld, dass Smokie oder die Rubettes für Musikgötter gehalten hat.

Durch ältere Bekannte, teils aus dem Heim, teils Erzieher aus dem selben, hörte ich viel von damals schon alten Recken die angeblich ja schon Kult sind. Doors, Neil Young, Cream usw. Nur: Meist sagte mir die Musik nichts. Ja, Led Zeppelin, obwohl schon abgegessen als ich sie das erste Mal hörte (1977 mit dem Live Album "The Song remains the same") oder auch Pink Floyd, sogar Alan Parsons Projekt... Und Grobschnitt. Und... ja, da gibt es so einiges. Deutsches außer Kraftwerk oder Grobschnitt oder MMW war weniger beliebt. Ja, ich mochte Lindenbergs Musik nicht sonderlich. Was sich im Rückblick etwas relativiert wie so manches. Aber wegen meiner Lebensumstände, dem Zorn, der Wut in  mir war ich auf der Suche nach Musik, die mich verstand. Und da Queen nach 1977 ohnehin nicht weltbewegendes mehr herausbrachten und mir überhaupt alles auf den Senkel ging wies die Richtung zum Punk. Mehr von der Lebenseinstellung denn mit diesem Aufgesetzten Modepüppchen namens "Sex Pistols", bei dem nur ein Mitglied die Sache bis zum bitteren Ende Ernst genommen hat. Nein, ich hielt mich gleich an die zynischen und musikalisch durchaus brutalen Stranglers.

The Police, The Damned The Clash und wie sie alles hießen war eine Zeitlang dass, was mich musikalisch aufheizte. Die 70er gingen zu Ende, die 80er kamen. Und die Musik wurde schlechter. Noch schlechter? Ja, das ging. Neue Deutsche Welle hieß das Programm zum abgewöhnen. Dabei meine ich diese NDW die aufkam als die richtige schon beendet war. Also so um 1982. Was im Prinzip deutscher Schlager, nur mit wirklich bescheuerten Texten, war. Und zum Glück relativ zügig wieder vorbei. Es ging ja noch schlimmer. Heavy Metal, allen voran die Scopions, verseuchten die Musikszene mit immer mehr Absplitterungen, die auf keinen Fall irgendwie musikalisch was voran treiben sollte sondern eine konsumkompatible Käuferschicht erschließen. Denn das wurde in den 80ern immer deutlicher: Musik ist Kommerz. Ich wendete  mich dann mehr in Richtung elektronische Musik. Tangerine Dream waren alte Bekannte, aber auch deren Kopisten "Software" waren nicht übel. Gleichwohl gab es auch wohltuendes wie Tears for Fears oder Talk Talk. Und durchaus das ein oder andere Klangperlchen wie die niederländische Gruppe "Nits".

Musik war natürlich immer Kommerz. Und immer gab es Ausbrecher aus diesem Betrieb und veröffentlichte tolle, anspruchsvolle Musik. Auch in den 90ern. Obwohl grade dort der Ausverkauf groß geschrieben wurde. Abba-Revivals und Abschluß-Gigantkonzerte von Pink Floyd und Genesis und Co. Erkenntis alter Recken, war Mist was ich bisher machte, ich wollte immer schon Blues machen. Die ersten TV-Shows, die die 70er hochleben ließen. Und Beginn der Casting-Shows. Und immer die gleichen Lieder von auswechselbaren Interpreten. Mit viel Glück ist wirklich eine faszinierende Stimme dabei. Was bei dem schwachen Song-Material allerdings auch nichts bringt. BTW: ich habe immer noch  nichts von Tina Turner selbst gekauft (Foreign Affairs wurde mir geschenkt, hab eich aber nur einmal gehört. So scheiße ist das Album) weil die Stimme ja bannen kann - aber das Songmaterial was sie besingt... ist so ähnlich wie bei Joe Cocker, nur noch schlechter. Ja, und "Private Dancer" ist vielleicht ein gutes Album - aber es hört sich an wie eine Dire Straits Platte mit Tina als Gastsängerin. Muss nicht schlecht sein, wirklich. Nein, diese Castingsshows sind da nicht besser. Trotz der einen oder anderen guten Stimme.

Und so kommt es, dass der alte Mann darüber sinniert warum und weshalb ihm die ein oder andere Platte so gut gefällt. Warum die Musik, die er so gerne hört, meist von gestern oder vorgestern ist. Und warum Musik ihm immer noch so viel bedeutet. Und daher wird der alte Mann ein altes Projekt neu beleben und seine Lieblingsplatten hier in diesem Blog vorstellen. Mal schauen, was da so alles herauskommt.