Montag, 30. Dezember 2019

Wahrnehmungsstörungen und andere Weltbildzersplitterungen

Was habe ich mir für 2019 so alles vorgenommen. Also, nicht dass, was als "Gute Vorsätze" bekannt sind. Und irgendwie doch. Unter anderem, mein Blog mehr zu nutzen. Und dann stand meine Depression immer wieder im Wege. Und jetzt, wo ich diesen Text schreibe, muss ich mich zusammenreißen.

Nun gut, ich habe mich halbtherapeutisch bei Facebook und Twitter ausgekotzt. Weil ich aufgegeben habe, mir therapeutische Hilfe zu suchen. Wegen des Frustes der wiederholten Absagen. Und im Grunde noch schlimmer. Auch Ablehnung. Schwamm drüber. Vielleicht gehe ich 2020 an die Sache erneut ran.

Für das zu Ende gehende Jahr war meine psychische Befindlichkeit allerdings sehr prägend.

Abgesehen von Problemen im ÖPNV, die zum größten Teil hausgemacht sind, sind auch Themen, die in 2019 immer mehr auf die Agenda kamen, stark von meinen Gefühlslagen, nein, Stimmungstiefs, geprägt. Was ich natürlich auf mich beziehe, nicht allgemein. Die Überschrift hatte ich tatsächlich erst nach dieser, leicht nach Schwachsinnigkeit riechenden, "Diskussion" über die Oma, die im Hühnerstall Motorrad fährt und letztendlich eine "Umweltsau" sei. Als Satire gemeint ging der Schuss wohl eher daneben. Und zeigt, das eine irgendwie erlangte Wahrnehmungsstörung die, nun ja, "Diskussionen" vor allem in den (a)sozialen Medien bestimmt. Jedenfalls aus meine Sicht. Und die Weltbilder, die ein jeder hat, immer absoluter gestellt werden und viele kleine Splitter, die anscheinend kein ganzes mehr ergeben können, zerfallen. Meine Assoziation. Gleichwohl kommen dazu, und spielen in die Klimadiskussion rein, "besorgte Bürger" , Rechtsnationale, Nazis, Rassisten, Wutbürger und so weiter. Dinge, die ich mit Besorgnis betrachte.

Die Klimaschutzdebatte zerschellt am Thunberg?

Vor über einem Jahr hat sich ein junges Mädchen entschlossen, ihren Unmut über das Nichtstun gegen den von Menschen gemachten Klimawandel etwas entgegen zu setzen. Im wahrsten Sinne. Mit einem Sitzstreik vor dem schwedischen Parlament. Anstatt zu Schule zu gehen. Was unerwartet große Kreise zog. Inzwischen ist die "Fridays For Future" - Bewegung weltweit zu Gange. 

Greta Thunberg redet inzwischen vor Parlamenten, Umweltverbänden und Klimakonferenzen. Unterstützt von Wissenschaftlern. Und maßlos angefeindet von Gegnern des Klimawandels.

Da wird dann im Prinzip unterstellt, dass Greta den Menschen alles nehmen will was ihnen Spaß macht. Es wird "Umweltschutz" und "Klimaschutz" durcheinander gewirbelt. Dabei steht das gar nicht zu Debatte. Eine 16 Jährige bedroht den Komfort der Wohlstandsgesellschaft. Lachhaft. Es geht darum, dass die Regierungen im Blick auf die Zukunft der jetzigen Kinder Maßnahmen ergreifen, die zumindest ein Minimalziel erreichen soll. Und die Aufforderung, dass jeder Einzelne überlegt, was er dazu beitragen kann.

Herausgekommen sind bislang nur wirkungslose Maßnahmen, die populistisch als Umweltgesetze verkauft werden, und eine überhitze Diskussion mit viel Hass von und über "Umweltsäue". Denn die Generation "Oma", die gemeint ist, ist in der Regel die meine. Mit 58 bin ich im Alter den singenden Kindern des WDR eine Oma zu sein. Fast schon Uroma. Aber dass nur am Rande.

Im Prinzip liegen hier viele, verschiedene Interessen gegeneinander im Streit.

Menschen, die ihr Leben hart malocht haben und sich jetzt mal was gönnen wollen. Einen SUV zum Beispiel. Ein im Grunde völlig überflüssiges Automobil. Aber anscheinend heißbegehrt. Menschen, die gerne wüssten, wo und was sie noch arbeiten sollen, wenn bestimmt Energieträger nicht mehr genutzt werden sollen. Und Menschen, die Angst haben, dass diese Welt untergehen wird, weil das Klima kaputt geht.

Dazwischen die Regierungen, die irgendwie die Waage halten wollen. Und es nicht mehr können. Es wird irgendwie in die eine oder andere Richtung gehen. Das gilt auch für den Umweltschutz. Denn dass sind andere Dinge, die auf das Klima keinen Einfluss haben. Plastikmüll, Giftstoffe in der Erde, in der Luft. Dazu anscheinend keine Bereitschaft, nachzudenken und miteinander zu reden. Anstatt wird gegeneinander geredet.

Ja, und die Wutbürger und Konsorten

Und dann kommt noch dieses Thema. Das auch in die Klimadiskussion einspielt. Wobei, beunruhigender Weise, der Nationalismus sich internationalisiert. Zu Auflösungserscheinungen von Gesellschaftsstrukturen, die gefestigt schienen, führt, die man doch eigentlich gar nicht wollen darf.

Da wird gerne mit Unwahrheiten, Halbwahrheiten und bewusst gesetzten Falschinformtionen gehandhabt unter dem Motto: Das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Darf man. Aber man muss auch fundierte Gegenrede zulassen. Und nicht gleich von Zensur reden wenn jemand gegen diese abstrusen Meinungen spricht. Aber, so scheint es, es sind Diskussionen nicht erwünscht. Nur Zustimmung zur gerade geäußerten Meinung - und das auf allen Seiten.

Denn grade auf linker, (Möchtegern) Intellektueller Seite besteht so eine gewisse Arroganz, die geäußerten Meinungen, Befürchtungen von schlichten, einfachen Menschen abzutun und gleich in eine gewisse Ecke zu drängen, in die sich die Abgewiesenen dann irgendwann auch kuscheln. Weil sich darum dann die AfD kümmert. Die Menschen werden nicht ernst genommen weil sie das falsche Bildungsniveau haben. So scheint es mir. Hier haben allerdings die politischen Parteien versagt. Sie haben schlichtweg ihren politischen Auftrag vernachlässigt, politischen Willen zu bilden.

Glücklicher Weise haben die demokratischen Parteien immer noch eine Mehrheit. Aber das braune Gespenst wird immer deutlicher. Und viele Anhänger der AfD können und wollen das nicht mehr sehen. Eine Entwicklung, die mir Sorgen bereitet. Die allerdings hausgemacht ist. Die Entwicklung.

Rassismus  und Nationalismus; muss übrigens nicht kombiniert werden; ist weltweit ein Phänomen. Das wird nicht gesund sein. Weil es Menschen gegeneinander aufhetzt.

Und der ganze Rest

Ja, da wäre noch die Monty - Phyton - Serie "Brexit". Zum Beispiel. Traurig, aber ich sehe die EU ohnehin zerbrechen. Am Flüchtlingsstrom. An Finanzierungsfragen. An einer gewaltigen Wirtschaftskrise. Und da entwickle ich einen sarkastischen bis zynischen Humor. Irgendwie auch ein Schutzschild.

Das oben geschriebene ist letztendlich nur ein Anriss meine Gedanken zum Thema. Nichts Endgültiges, vielleicht auch getrübt durch meine negative Sichtweise. Schließlich war ich vor einigen Jahren nicht  so ganz überzeugt vom massiven menschlichen Einfluss auf den Klimawandel. Hatte durchaus eine immer noch abklingende Eiszeit hin zur Warmzeit im Blick, die der Mensch halt ein wenig beschleunigt. Nein, der menschliche Einfluss beschleunigt das überproportional. Und das ist nicht gesund. Und nein, ich glaube nicht, dass wir das noch stoppen werden.

Gleichwohl überlege ich sehr wohl: Was kannst Du machen um deinen Einfluss aufs Klima zu verringern? Ich fahre ja schon kein Auto. Und versuche, Plastik zu vermeiden (was aber mehr mit Umweltverschmutzung zu tun hat)

Und gut, ich bin pessimistisch. Aber ich versuche auch 2020 mehr zu tun. Auch gegen die Depression.