Donnerstag, 30. April 2020

Corona und die tiefe Finsternis


Es ist Ende April des Jahres 2020 und er fühlte sich befremdet. Ihm schien, die Gesichter der Menschen sind zu Masken erstarrt. Ebenso seines.

Ja, so stelle ich mir die Prologe der noch zu schreibenden Romane, die in diesen Zeiten spielen, vor.

Seit geraumer Zeit liegt dieses „weiße Blatt“ vor mir; gefüllt zu werden mit schweren Worten zu dieser Coronakrise und den Auswirkungen auf meine depressive Psyche; und wie immer, wenn ich mir vornehme etwas in meinem Blog zu schreiben: Nichts.

Gut, meinen Freunden und Followern auf Facebook und Twitter ahnen anhand des geschriebenen, nein: geschriehenen Wortes an vielen Stellen: Dem geht’s nicht wirklich gut. Und das stimmt. Es geht mir psychisch gar nicht gut. Der Insider weiss: Professionelle Hilfe habe ich auch nicht an meiner Seite, nur Medikamente und einige erworbene Skills sowie die Gewissheit, dass es Menschen gibt, die mich lieben. Meine Frau, die Kinder.

Trotzdem war es manchmal sehr knapp. Finstere Gedanken, meist zu nächtlicher Zeit, plagten. Und plagen immer noch. Das Gefühl, nichts wert zu sein, das Leben setzt nur mir zu, völlige Sinnlosigkeit und dergleichen mehr. Gedanken schwirren, drehen sich im Kreis, es gibt doch da diesen einen Ausweg. In der Regel gehe ich dann raus und wandere mir den Kopf frei. Eine der Skills.

Und dann kam die Möglichkeit einer Ausgangssperre ins Spiel. Das ist nicht so gekommen, aber die Angst davor wurde irrational. Und zog mich weiter runter. Dass es nur ein Kontaktverbot wurde hat mich zwar beruhigt. Aber gleich war schon wieder der Gedanke: Da ist jemand, der mir bei meinen Depressionen helfen will – und dann darf ich mich nicht mit ihm mehr treffen. Natürlich. Nichts gönnt man mir.

Im Grunde hat sich, vermutlich, eine neue Tür geöffnet. Über eine Freundin habe ich Kontakt mit einer Psychotherapeutin aufgenommen und werde zumindest mal wieder ein Erstgespräch führen.

Und prinzipiell sollte ich mir immer wieder vor Augen führen: Mein Arbeitgeber ermöglicht mir, erst Dauerhaft, jetzt überwiegend, im Homeoffice zu arbeiten. Um meine Gesundheit nicht zu gefährden. Ich bin also doch einem was wert. Freunde, die sich für mich einsetzen, in dem sie mir Gesprächsmöglichkeiten anbieten. Meine Familie, die mich trägt.

Und doch. Immer wieder drückt dieser Schatten alles beiseite und möchte mich in den Abgrund führen. Covid_19 hat mich in der Bewältigung meiner Depression um Jahre zurück geschmissen. Ich bin froh, dass ich mich getragen fühlen darf (nicht immer fühlen kann, aber…) und so immer wieder hochkomme. Auch ein seltsamer Hang zu absurdem Humor hilft. Manchmal auch nur die inneren Tränen zu verdecken, aber hilft. Obwohl ich manchmal da sitze und völlig unmotiviert losheule. Aber das bekommt meist keiner mit.



Nun, was mache ich, um klar zu kommen? Klar, ich versuche, mir professionelle Hilfe zu suchen. Aber nebenher gebe ich mir quasi „Pflichtaufgaben“: Ich poste, da ich ja selten neue Touren machen kann, aus meinen Beständen die für mich schönsten Fotos. Dabei stelle ich mir vor, dass da einer sitzt, der sich auf diese Fotos freut und schon darauf wartet. Das gibt mir auch ein Gefühl, gebraucht zu werden. Oder ich suche Lieder, von denen ich meine, die passen in diese Pandemiezeit, egal ob Titel, textlich oder übertragen, und stelle diese vor. Vielleicht gibt es dem ein oder anderen Mitmenschen ja was.

Und ja, ich fahre gelegentlich auch mit dem Rad. Nicht mehr so weit, eher so 20 km Radius um Moers. Aber es hilft. Ebenso die täglichen, normalen Aufgaben, die man so hat.

Am Schluss noch eines: Ich halte, so schwer es mir fällt, es für ganz wichtig an, die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona – Pandemie zu befolgen. So wenig Kontakt wie nötig, dann mit Abstand, Mund- und Nasenschutz tragen, vor allem auch: Hygiene. Wir kommen da durch. Auch ich. Bleibt gesund.