Samstag, 17. März 2012

Kritik "Giants" - The Stranglers 2012

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Wie fängt man eine Kritik über eine Platte einer Band an, die nun auch schon auf eine fast 40-Jährige Karriere zurückblicken kann? Und in der noch 3 Gründungsmitglieder spielen, von denen einer dieses Jahr 74 wird, einer Anfang 60 und einer dieses Jahr 60 geworden ist.

Nun, von so einer Band etwas grundlegend Neues zu erwarten wäre vermessen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Band vor gut 10 Jahren schon zu einer "Oldies-but-Goldies"-Gruppe verkommen schien. Am 11.9.1974 wurde "The Stranglers" als Trademark eingetragen und seither gilt dieses Datum als Gründungsdatum von den Stranglers. Obwohl sie schon etwas früher gestartet sind als Guildford Stranglers. Das war die Zeit,  in der JJ Burnel, Hugh Cornwell, Jet Black und Hans Wärmling noch irgendwie nach Hollies klangen. Nach dem Ausstieg Wärmlings kam der Keyborder und Organist Dave Greenfield hinzu und ab da bestand die Formation, wie die Rockwelt sie kannte. Die Band wurde dem Punk zugerechnet, dem sie immerhin die Ratte brachte, obwohl die Musiker viel zu alt waren und vom ganzen Habitus gar nicht in diese Szene passten. Mit zynischen Texten und rauher Musik muss man sich wohl so einordnen lassen. 1990 verließ Hugh Cornwell die Band, die sich mit Paul Roberts und John Ellies verstärkte und ihren Sound änderte. 2000 verschwand John Ellies  und Baz Warne stieg als Gitarrist ein, 2006 verließ Paul Roberts die Band und The Stranglers machten wieder als 4er Bande weiter.

2004 bekamen die Stranglers einen Plattendeal mit der EMI über 4 Studio-CDs. Und mit "Giants" liegt nun die dritte vor. 6 Jahre nach der Suite XVI. Und knüpft nahtlos an dieses Album an ohne es zu kopieren.

Nach dem Weggang von Roberts teilen sich Burnel und Warne den Gesang. Und das ist eine der Probleme der letzten beiden Veröffentlichungen: Es fehlt eine markante Stimme. Und auf "Giant" fehlt ein potentieller Hit, der sonst immer auf einem Album war - wenn es auch mangels Single-Veröffentlichung nie ein HIt wurde. Aber das sind in der Regel die besonderen Punkte, die einen ein Album in Erinnerung halten. Diese Höhepunkt fehlen komplett. Was nicht weiter tragisch ist, da dieses Album tatsächlich ein gesamter Höhepunkt ohne wirkliche Schwächen ist.

Die Covergestaltung zeigt in Deutlichkeit warum die Band "The Stranglers" heißt und könnte inklusive Innengestaltung als leicht makaber gelten. Dafür ist die Überraschung beim Einlegen der CD doch groß.

Mit "Another Camden Afternoon" fängt die Platte sehr Blueslastig an. Mit einem Gitarrenintro, das von Baz Warne sher hart gespielt wird. Um dann mit eher strangleresken Riffs so richtig loszulegen. Mit einem tiefen, knallharten Basslauf und einem gradlinigen Schlagzeug  und einer Greenfield-Typischen Orgel. Ein 4-Minütiges Intrumental als Opener. Nicht schlecht. Gefolgt von einem romantischen Einstieg in "Freedom is Insane", dass klingt, als wäre es aus der letzten Session zu "Suite XVI" übergeblieben und ein klein wenig an "Heroes" von Bowie erinnert. Zumindest im Refrain. Um dann gegen Ende in einem Orgelsolo alà "Walk on by" zu münden.

Insgesamt ist "Giant" sehr gitarrenlastig geworden, was sicherlich dem Einfluss des Jüngsten, Baz Warne, geschuldet ist. Aber eben ein sehr gutes Album hervorgebracht hat. Sehr schön ist die eher ruhige Ballade "My Fickle Resolve"  und interessant der Hardrock-Tango "Adios", bei der neben brettharten Gitarren auch nch in so etwas ähnliches wie spanisch gesungen wird.

Einen prima Abschluss macht dann das für mich beste Lied auf der Platte, 15 Steps, dass mit stranglerstypischen Sarkasmus aufwartet und eine leicht "spooky" Orgel beinhaltet.

"Giant" ist ein in sich geschlossenes Werk ohne wirkliche Höhepunkte, dass man bedenkenlos durchhören kann. Was für "The Stranglers" etwas wenig ist. Nicht die beste Platte, die die Jungs (!) gemacht haben, aber eine, die durchaus weit oben angesiedelt ist. Um damit wieder auf die lange Geschichte der Stranglers zu kommen. Denn sie klingen nicht so alt wie sie sind (Baz Warne ausgenommen), sondern frisch und modern ohne zu leugnen, dass sie die Stranglers sind. Oder um es mal so zu sagen **** von ***** sind allemal drin.

Die Limited Edition, die mir vorliegt, hat noch eine Bonus-CD  mit einem Unplugged-Konzert von der letztjährigen Convention beigefügt. Tolles Konzert in toller Atmosphäre mit Songs, die man bei einem solchen Konzert nicht erwartet hätte. Ein besonderes Bonbon als Zugabe.

The Stranglers "Giants" , Coursegood  B0076L9WJQ

Tracks:

Another Camden Afternoon/Freedom Is Insane/Giants/ Lowlands/Boom Boom/My Fickle Resolve/Time Was Once On My Side/ Mercury Rising/Adios (Tango)/15 Steps

1 Kommentar:

  1. Habe am Montag das Konzert in der
    Fabrik in Hamburg gesehen.

    Viele alte Stücke , bis auf No Mercy
    alle Hits , und einige neue Titel wurde
    mit großer Spielfreude in Publikum
    gewohnt basslastig gefeuert.

    Tolles Konzert, nur zufriedene Gesichter
    und Gedränge am Merchandising Stand
    hinterher.

    Ein toller Abend.

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