Samstag, 8. November 2008

Schicksalstag

Die Amerikaner haben den 11.9. - wir Deutschen den 9.11. - was natürlich zynisch klingt. Aber tatsächlich hat der 9.11. für die Deutschen einen schicksalhaften Charakter, wie ich mich ja schon in früheren Beiträgen zum Tag ausgelassen habe.

Zur Erinnerung aus der Wikipedia:

  • 1848 – Erschießung von Robert Blum in Wien: Anfang vom Ende der Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes
  • 1918 – Novemberrevolution: Maximilian von Baden verkündet eigenmächtig die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und betraut Friedrich Ebert mit den Amtsgeschäften. Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann ruft vom Reichstagsgebäude aus die Deutsche Republik aus. Am selben Tag, jedoch einige Stunden später, verkündet Karl Liebknecht vom Berliner Stadtschloss aus die deutsche Räterepublik.
  • 1923 – Hitler-Ludendorff-Putsch: erstmals international wahrgenommenes Auftreten des Nationalsozialismus
  • 1938 – Novemberpogrome (umstritten auch „Reichskristallnacht“ genannt): Übergang von der Diskriminierung zur offenen Verfolgung der Juden zur Zeit des Nationalsozialismus
  • 1967 – Bei der feierlichen Amtseinführung des neuen Rektors der Hamburger Universität entfalten Studenten ein Transparent mit dem Spruch Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren, der zum Symbol der 68er-Bewegung werden wird.
  • 1989 – Mauerfall: Beginn der friedlichen Wiedervereinigung Nachkriegsdeutschlands

Beeindruckende Aufzählung von Tagen, die Deutschland nachhaltig geprägt haben. In der Erinnerung bleibt der 9. November aber Hauptsächlich wegen zweier Ereignisse: 1938 die Progrome und natürlich auch die Öffnung der Mauer 1989.

Gedacht wird aber in erster Linie der Reichsprogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, die den Höhepunkt einer Reihe von gewaltsamen Ausschreitungen gegen die in Deutschland lebenden Juden bedeutete. Dies jährt sich nun zum 70. Mal - ein Grund, sich verstärkt Gedanken zu machen.

Die Ereignisse des 9.11. waren tatsächlich der gewaltätige Höhepunkt einer ungesunden Entwicklung von Hitlers Deutschland. Begonnen hat es eigentlich mit der Machtübernahme der Nazis 1933. Generalstabsmäßig wurde die vernichtung der Juden angegangen. Einschränkungen per Gesetze, Bedrohungen... Nur musste man auch das deutsche Volk dabei mitnehmen und damit auch zum Komplizen machen. In der Woche vor der sogenannten "Reichskristallnacht" begannen gewalttätige Auschreitungen gegen jüdische Geschäftsleute, Ärzte, Lehrer und Künstler, die sich immer mehr auf die gesamte jüdische Bevölkerung ausbreitete. Erst brannten die Geschäfte, zu Letzt Synagogen. Angeheizt durch SA-Truppen und deren willigen Helfer schauten die meisten Deutschen zu - oder eher weg. Konnten aber damit auch nicht mehr sagen "Davon habe ich nichts gewusst". Insgesamt sollen über 400 Menschen ums Leben gekommen sein in dieser einen Woche. Ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Über 30.000 wurden in die KZ verbracht. Deutsche, die sich weigerten,mitzumachen oder aktiv halfen, wurden entweder verhaftet, verprügelt oder gar getötet.

Kein Ruhmestag für Deutschland. Und leider immer noch kein offizieller Gedenktag als Feiertag.

Ab diesem Tag konnten die Deutschen eben sich nicht mehr heraus reden. Die Ereignisse danach, die komplette Judenvernichtung, lief zwar mehr oder weniger im Geheimen ab. Aber es dürfte klar gewesen sein, was passiert. Dagegen gemacht haben nur wenige.

Insofern mussten die Deutschen ihre Lehren aus diesem Tag ziehen. Damit diese Ereignisse sich niemals mehr wiederholen. Ob das wirklich so ist wird sich in der Zukunft zeigen. Denn in Deutschland steht ein schwieriger Integrationsprozess an - und das kann noch heikel werden. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Juden damals integrierte Deutsche waren und keine Migranten aus einer anderen Kultur, die sich integrieren mussten.

Der 9. November wird immer ein besonderer Tag für die Deutschen bleiben. Aber im Gedenken an die Ereignisse kann man positiv gestalten lernen. Insofern sollten die Opfer von damals nicht vergessen und damit nicht umsonst gewesen sein.

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