Freitag, 30. Januar 2009

Ein Migrantenschicksal

Ja, ich muss ein Bekenntnis ablegen. Sicherlich fällt es schwer, über dieses Trauma zu reden, aber es muss raus. Allein, um den vielen Migranten in diesem Lande einfach auch Mut zu machen. (Und warum erkennt die Autokorrektur das Wort „Migranten“ nicht?)

Die ersten vier Lebensjahre hatte ich einen österreichischen Migrantenhintergrund. Und das Anfang der 60er, als Österreicher in Deutschland nicht mehr so wohl gelitten waren, außer vielleicht Peter Alexander und Udo Jürgens. Vielleicht verspricht man sich von einem Österreicher in Deutschland einfach zu viel.

Nun, es war nicht einfach. Die ersten 2 Jahre sprach ich im Prinzip kein Wort Deutsch, bis auf vielleicht ein paar Phrasen wie „Mama“, „Kacka“ und was man so aufschnappt. Und da kann ich jedem Migranten nur empfehlen: Der Erwerb der deutschen Sprache ist ungemein wichtig. Aus meiner persönlichen Sicht: in meinem ersten Lebensjahr als Österreicher in Deutschland hat mich hier kein Schwein verstanden – nur durch Gestik und Schreien habe ich auf meine Bedürfnisse aufmerksam machen können. Ich denke, dass kommt manch einem bekannt vor....

Nun, auch ohne integrativen Kindergarten oder Sprachkurse habe ich mit vier Jahren die deutsche Sprache einigermaßen beherrscht. Und zwar so gut, dass ich auch ohne Einbürgerungstest die Deutsche Staatsangehörigkeit bekommen habe. Ja, wir Österreicher haben dieses Land aufgebaut. Gut, ein Österreicher hat es ja auch kaputt gemacht. Insofern waren wir in der Pflicht. Und darum war ich Deutscher geworden.

Und so konnte ich meine Herkunft natürlich bei der Einschulung verstecken. Ich sprach Deutsch und hatte mich an die Sitten dieses doch für einen Österreicher fremden Kulturkreises angepasst. Schließlich wollte ich nicht auffallen. Und so hielten mich meine Lehrer und Mitschüler für einen Deutschen. Immerhin hatte ich ja auch einen neuen Nachnamen bekommen, da mein österreichischer Vater wohl der Meinung war, er hätte dieses Land genug befruchtet. Er ist einfach nach Hause gegangen. Auch eine gute Idee, wenn es einem nicht mehr gefällt.

Dafür war es mir gelungen, sogar einen Schulabschluss zu erreichen. Ich dachte, als Migrant müsste ich mir viel mehr Mühe geben als meine deutschen Kameraden – ja, ich bin sogar in die deutsche Bundeswehr gegangen. Das war mir aber dann doch zu unheimlich. Und so habe ich Zivildienst gemacht und deutsche Ärsche sauber gemacht.

Naja, und schlussendlich habe ich sogar eine deutsche Frau geheiratet. Die störte es gar nicht, dass ich einen Migrationshintergrund habe. Weil ich nicht den Eindruck hinterließ, dass ich sie nur heirate um eine ständige Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Sondern dass ich ein vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft bin. Ja, sie hat nie gemerkt, dass ich eigentlich Österreicher bin. Und warum? Weil ich so gut Deutsch spreche, mir die Sitten angeeignet habe und mich in die Gesellschaft eingebracht habe. Es hat sich gelohnt. Ja, es war nie einfach. Aber mit ein wenig Mühe und guten Willen.....

Ein schönes Wochenende.

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